Und gestern war Krieg
2025 jährt sich das Ende des Zweiten Weltkriegs zum 80. Mal. Initiativen aus dem Dresdner Südosten starteten dazu ein besonderes Buchprojekt.
Von MATTHIAS SCHILDBACH, erschienen in der Sächsischen Zeitung am 5. Mai 2025
Ein Buch gegen das Vergessen
Dresden. Es ist ein Buch gegen das Vergessen, ein Buch, das den vergessenen Spruch in den Tagen, in denen weltweit um den 8. Mai getrauert, viel beschworen und vorgelesen wird, in greifbare Nähe rückt: „Nie wieder Krieg!“ Das Losungsende der Zeit gesprochen, ist dieser Gedanke in den Jahren nach 1945 und mit den Zahlen eines Lebenskreises beängstigender, neu zu Nachdenken anregender.
Ein Buch, mit dem Titel „Stunde Null und Neuanfang im Dresdner Südosten“, erscheint als Gemeinschaftsprojekt des Arbeitskreises Heimatgeschichte im Ortschaftsrat Röhrsdorf und des Heimatvereins Borthen, mit Unterstützung des Heimatvereins Lockwitz und des Heimatforschers Dokus, sowie den Autoren Matthias Schildbach, Bert Eckel, Klaus Schäfer, begleitet von der Unterstützung zahlreicher Zeitzeugen und Angehörigen. Es erzählt Geschichten aus Borthen, Burgstädtel, Gorknitz, Gamig, Lockwitz, Röhrsdorf, Sürßen, Tronitz und Nöthnitz.
Es kamen viele, dann die Räuber
Der Porsendorfer Ortschaftsrat trug sich schon in den 1990er-Jahren mit der Idee, das Thema aufzugreifen. Damals beschäftigte sich der Arbeitskreis mit der Gorknitzer Kirche und dem Bau der Autobahn A17, dabei kamen viele Geschichten zusammen.
Die Region, geprägt von bäuerlichen Strukturen, war in den letzten Kriegstagen Anlaufpunkt für zahllose Flüchtlinge und Durchmarschgebiet für deutsche wie alliierte Truppen. Zeitzeugenberichte erzählen von der Not, vom Hunger, den Plünderungen und dem Neubeginn.
Die Stunde Null
Am 8. Mai 1945 war offiziell Schluss. Doch der Weg zu einem neuen, friedlichen Leben war für die Menschen in der Region steinig. Viele mussten ihre Höfe verlassen, neue Aufgaben übernehmen oder sich in neuen Gemeinschaften wiederfinden. Alte Strukturen zerbrachen, neue entstanden. Und trotz aller Mühen dauerte es Jahrzehnte, bis die Wunden des Krieges verheilten.
Der Fund im Feld
2012 barg der Kampfmittelbeseitigungsdienst Überreste eines der schweren Bannewitzer Flakgeschütze. Die Sämtlichen aus dem Geschütz geborgenen Reste werden heute im Heimatmuseum Bannewitz aufbewahrt.
Die SS-Schützen Johann Adam und Kurt Vohs fanden 1945 ihre letzte Ruhestätte in Porsendorf. Das Grab von Johann Adam, gefallen am 8. Mai 1945, ist heute noch ein stiller Mahnort.
Vorträge und Gedenken zum Kriegsende
Im Rahmen des Buchprojekts wird es zahlreiche Vorträge und Veranstaltungen geben. Geplant sind Lesungen mit Zeitzeugen, Diskussionen über den Umgang mit der Geschichte und Führungen zu historischen Orten in der Region.
Termine
Samstag, 3. Mai, 18 Uhr: Vortrag „Borthen und Röhrsdorf im Kriegsende“ mit Bert Eckel und Matthias Schildbach, Gemeindehaus Borthen.
Samstag, 10. Mai, 15 Uhr: Führung „Spuren des Kriegs in Lockwitz“, Treffpunkt: Kirchplatz.
Sonntag, 18. Mai, 14 Uhr: Gedenkveranstaltung und Buchvorstellung, Röhrsdorf, Suchthaus.
Frieden bleibt Aufgabe
Auch 80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs bleibt der Frieden keine Selbstverständlichkeit. Die Erinnerungen an die Ereignisse sollen helfen, die Verantwortung für den Frieden zu erkennen und weiterzutragen.